Als ich vor etwa zwei Jahren meine musikalischen Wege wieder aufnahm, hatte ich ehrlich gesagt keine Ahnung, wohin es mich tragen würde. Und ich weiß es eigentlich immer noch nicht ganz, weil sich jeder neue Schritt wie eine erneute Überraschung anfühlt.
Die letzten Monate sind, wie schon beleuchtet, ein einziger Haufen an Aufgaben gewesen, an Dingen, die geschafft werden musste, damit meine erste EP geboren werden konnte. Vom Schreiben, Aufnehmen, Arrangieren und Produzieren der Songs über das Artwork, das Mastering und Pressen der CD bis hin zum Booking der Tour und ein bisschen Promo dafür, lag alles in meinen eigenen Händen. Und in Wirklichkeit natürlich auch in denen vieler anderer, die mich unterstützt haben und das überhaupt erst ermöglichten. Eine Menge Menschen haben mich und meine erste Veröffentlichung begleitet, und tun es immer noch. Es ist herzerwärmend zu sehen, wie viele Menschen auf verschiedene Weise geholfen und an die Sache geglaubt haben. (Ein bisschen Pathetik sei an dieser Stelle erlaubt.)
In den letzten Monaten habe ich von anderen Musikern gehört, dass das Veröffentlichen wie das Hinausschicken des eigenen Kindes in die weite Welt sei, dass man irgendwie die Verbindung kappt und es dann aus der Ferne beobachtet. Ich habe da wirklich sehnsüchtig drauf gewartet, und ein bisschen ist das natürlich auch so: Man ist nicht mehr der einzige, der die Musik auf seinem Computer oder auf dem Telefon probehört, nur für sich selbst existent. Sie ist vielmehr jetzt da draußen, wo sie alle greifen, sie sich anhören und dazu eigene Meinungen und Empfindungen haben können. Sie vielleicht gut finden oder gleich verwerfen. Letzten Endes ist aber Musik (für mich) etwas sehr Persönliches, und so hat das mit dem Abkapseln, mit dem vollständigen Loslassen, dann bei mir doch nicht so gut geklappt. Klar, man lernt, dass nicht alle so begeistert oder angetan sind wie du oder deine größten Fans, aber das ist dann wiederum eine andere Geschichte.
Ich glaube, die EP gehört immer noch zu mir. Und alleine zu touren, Konzerte zu spielen und meine Musik und mich nach draußen zu bringen (natürlich nicht ganz allein und mit Freunden, aber eben auch nicht als so davorgequetschter Support-Act), war für mich eine absolut wertvolle Erfahrung. Das Releasekonzert in der Wildenbruch-Bar am 6. Oktober hätte keine bessere Einleitung bieten können. Und zwischenzeitlich war es auch absolut nicht mehr damit vergleichbar: Wenn man zusammen mit einem Freund vor nicht einmal einer Handvoll Leuten spielt, an einem Ort, an dem offenbar weder man selbst noch überhaupt Musik und Konzert erwartet und gewünscht wird und dann die zu erwartende ausbleibende Reaktion bekommt, fühlt man sich ungemein darin bestätigt, eifrig Konzerte zu buchen und monatelang fleißig für die Auftritte zu üben. Dem gegenüber steht dann aber ein Abend, an dem ich von der Lokation und einem möglichen Publikum überhaupt nichts erwartet hatte, und ich mich dann plötzlich in soviel Wohlwollen und Begeisterung wiederfinde und nach dem Konzert höre, dieser und jene Song hätte buchstäblich Gänsehaut erzeugt. Dann ergibt das alles doch wieder reichlich Sinn.
Meinen liebsten Dank an alle, die dabei waren, sowohl beim Erschaffen und Hören der EP als auch auf meiner ersten Tour. Ich bin absolut dankbar, Musik machen und diese in die Welt hinauspusten zu können. Im November folgen noch ein paar weitere Konzerte, und dann stürze ich mich schon wieder in die Arbeit an eigenen neuen Songs und an Projekten mit anderen, allen voran meinem Freund November Me.